Inhaltsverzeichnis
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Editorial: „Es wächst zusammen, was zusammengehört“
Prof. Dr. Edgar Schäfer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung
Diese Ausgabe des ZWP spezial hat das Schwerpunktthema Endodontie und Zahnerhaltung. Die Wahl eines solchen Themenheftes zeugt von re-daktioneller Weitsicht, denn beide Gebiete sind zweifelsohne untrennbar miteinander verbunden. Vor dem Hintergrund des aktuellen demografischen Wandels – unsere Patienten werden nämlich immer älter und gleichzeitig nimmt auch die Zahl von älteren wie alten bezahnten Patienten zu – gewinnt die Endodontie immer größere Bedeutung...
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In der Zahnmedizin bestehen seit Jahrhunderten verschiedene Ansichten, Lehren und Techniken zu den jeweils aktuellen und alltäglichen Herausforderungen des Fachgebietes. So ging es schon in der Engstandbehandlung der Kieferorthopädie seit Anfang des 19. Jahrhunderts um die Entscheidung zwischen Extraktions- und Expansionstherapie.1 Auch in der Prothetik mit ihren verschiedenen Okklusionsprinzipien haben Schulen wie die gnathologische Schule von McCollum oder die Pankey-Mann-Schuyler-Philosophie von 1950 ihre jeweiligen Prinzipien verfolgt und dabei versucht, diese zu etablieren.2
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In der vorliegenden Falldokumentation werden die Diagnose, das Behandlungskonzept, die antiinfektiöse und unterstützende Parodontitistherapie (UPT) sowie die Therapie einer kombinierten Paro-Endo-Läsion bei einer 56-jährigen Patientin mit einer generalisiert aggressiven Parodontitis vorgestellt. Zu Behandlungsbeginn wiesen insbesondere zwei Zähne im Oberkiefer eine fragliche Prognose auf. Die Patientin wünschte den Erhalt möglichst aller Zähne, wollte aber keine chirurgischen Maßnahmen durchführen lassen. Die Falldarstellung zeigt, wie allein mit nichtchirurgischer parodontaler und endodontologischer Therapie ein zumindest mittelfristig funktionell zufriedenstellendes und stabiles Behandlungsergebnis realisiert werden konnte.
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Im Sinne der minimalinvasiven Zahnheilkunde stellen knapp bemessene Zugangskavitäten und die Instrumentierung mit kleinen Größen einen offensichtlich neuen Trend in der endo-dontischen Aufbereitung dar. Wie aber können Wurzelkanal-behandlungen in immer kleiner werdenden Dimensionen durchgeführt werden, ohne die Behandlung unnötig zu verkompli-zieren oder gar die Langzeitprognose zu gefährden? Die beiden folgenden Patientenfälle illustrieren, wie neue endodontische Materialien und Arbeitshilfen eine schnelle und souveräne Behandlung unterstützen und so den Erfolg einer endodontischen Behandlung maßgeblich beeinflussen. Zu jenen neuen Mate-rialien gehört beispielsweise die jüngste Generation von Nickel-Titan-Feilen mit kontrolliertem Rückstelleffekt.
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Die meisten Probleme und Fehler der Präparation im Apikalbereich (z.B. Stufen, Perforationen, Begradigungen) haben ihren Ursprung koronal im Bereich der Zugangskavität. Die Schaffung einer Zugangskavität wird differenziert in die Präparation einer primären Zugangskavität (Zugang zum Pulpenkavum) und einer sekundären Zugangskavität (Erreichbarkeit der Wurzelkanalsysteme). Wie stark der endodontische Erfolg besonders von den einleitenden Arbeitsschritten vor der eigentlichen Wurzelkanalaufbereitung abhängt, soll in folgendem Beitrag dargestellt werden.
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Seit ihrer ersten Erwähnung im 18. Jahrhundert haben sich Wurzelstifte stetig weiterentwickelt. Lange Zeit galten individuell gegossene Stifte aus Metall als Goldstandard, während sich heute zunehmend Wurzelstifte aus glas-faserverstärktem Composite durchsetzen. Grund für deren Entwicklung war zunächst die Suche nach einem biokompatiblen, die ästhetische Wirkung vollkeramischer Restaurationen nicht negativ beeinflussenden Werkstoff.1 Zudem galt es, die mit der Verwendung metallischer Stifte verbundenen klinischen Nachteile – wie beispielsweise das erhöhte Risiko von vertikalen Wurzelfrakturen – zu beseitigen.2
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Das Ziel der endodontischen Therapie ist es, die natürlichen Zähne bestmöglich und vor allem dauerhaft zu erhalten. Um dies sicherzustellen, ist nicht nur die Expertise des Behandlers von-nöten, sondern auch das entsprechende „Werkzeug“ – genauer zuverlässige Diagnose-, Mess- und Aufbereitungssysteme, Instumente sowie Softwareanwendungen.
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Endodontische Therapiemaßnahmen haben in erster Linie die Keimeliminierung im Wurzelkanalsystem zum Ziel. Kanäle müssen umfassend mechanisch gereinigt, desinfiziert und sorgfältig verschlossen werden, um ein Wiederaufflammen der Entzündung zu verhindern. In anderen Fachbereichen längst bewährt, kann die Ozontherapie als besonders schonende und sichere Des-infektionsmethode auch die Wurzelkanalaufbereitung sinnvoll unterstützen.