Der Architekturpreis der Stadt Leipzig 2017 ist vergeben. Urkunden und Plaketten gab es dieses Mal für den Umbau eines Heizhauses in DDR-Typenbauweise zur Trainingshalle des Judo Holzhausen e.V., die Aufstockung des denkmalgeschützten Kontorhauses in der Holbeinstraße 29 und die Grundschule forum thomanum Leipzig.
Bei einem Festakt im Foyer des Neuen Augusteums der Universität Leipzig überreichte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau die Auszeichnungen an Architekten und Bauherren. Für die Trainingshalle waren dies das Architekturbüro Schoener und Panzer Architekten BDA (Leipzig) und der Judo Holzhausen e.V.
Für das aufgestockte Kontorhaus waren es Knoche Architekten BDA (Leipzig) und die OEMUS MEDIA AG/Mediventure GmbH (Leipzig). Für die Grundschule forum thomanum nahmen W&V Architekten GmbH (Leipzig) und die forum thomanum Schulen GmbH den Preis in Empfang. Mit einer lobenden Erwähnung bedacht wurde der Bürgerpark im Grünen Bogen Paunsdorf, der von der häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh konzipiert und im Auftrag der Stadt Leipzig angelegt wurde. Ebenfalls eine lobende Erwähnung erhielt das „Quartier an der Weißen Elster“. Architekten waren hier Osterwold Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA, Weimar, und Bauherren waren die A&K Massivhaus GmbH, Leipzig, und die Otto Heil Immobilien Projekte GmbH, Taucha. Insgesamt waren 26 Beiträge eingereicht worden, die in den Jahren 2014 bis 2017 errichtet wurden.
Vom 19. Oktober bis 10. November 2017 sind alle Einreichungen im Foyer des Neuen Augusteums der Universität Leipzig (Augustusplatz 10) zu sehen. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 bis18 Uhr geöffnet.
Der Architekturpreis der Stadt Leipzig war vor 18 Jahren zum ersten Mal vergeben worden. Die nicht dotierte Auszeichnung soll vor allem Projekte prämieren, die richtungsweisende Antworten auf die aktuellen Fragestellungen der Leipziger Stadtentwicklung geben oder in besonderem Maße nachhaltig sind. Die nächste Auslobung ist 2019 vorgesehen, zum 20-jährigen Jubiläum des Preises. Dann können Bauten eingereicht werden, deren Fertigstellung in die Jahre 2016 bis 2019 fällt.
Zu den Entscheidungen der Jury
Der vom Auslober unabhängigen Jury gehörten als Fachjuroren an: der Münchener Architekt Amandus Samsøe Sattler (Vorsitzender); die Dresdener Architektin Prof. Angela Mensing-de Jong, der Berliner Architekt Prof. Xaver Egger, der Darmstädter Architekt Dr. Matthias Fuchs und der Dresdener Landschatfsarchitekt Till Rehwaldt. Sachjuroren waren die Leipziger Professorin für Baugeschichte und Baukultur Prof. Dr.-Ing. Annette Menting und der Leipziger Kunsthistoriker Prof. Dr. Arnold Bartetzky.
Die Jury lobte die 2016 durch den Umbau eines Heizhauses entstandene neue Trainingshalle des Judo Holzhausen e. V. als Beispiel für Orte, die etwas desolat und ohne übergeordneten Plan gewachsen seien. „Den Architekten ist es gelungen, in sehr enger Zusammenarbeit mit einem Judoverein als Auftraggeber und mit einem noch engeren Kostenkorsett einen Raum zu schaffen, der Kokon für die Kinder und Jugendlichen ist, die ihn nutzen, Attraktor für das Umfeld und damit Vorbild für so viele desolate Orte, denen ähnliche Entwicklungen bisher versagt blieben.“ Und weiter heißt es: „Das Projekt hat Vorbildcharakter, wie mit wenig Mitteln und umso mehr Wille und Engagement aller Beteiligten im Verborgenen Architektur entstehen kann. Architektur wird hier als Technik des Sozialen, als Technik der Gesellschaft greifbar.“
Die Aufstockung des denkmalgeschützten Kontorhauses einer alten Celluloidfabrik (Holbeinstraße 29) beurteilte die Jury als überraschend, einfach und überzeugend. Das neue Volumen reagiere angemessen auf den dreigeschossigen Nachbarn und mache aus dem früher nur zweigeschossigen Haus ein neues Pendant auf Traufkantenhöhe. Neben einem sinnfälligen Beispiel für Weiterbauen im Bestand sei hier zugleich eine Nutzungsmischung mit Arbeiten in den unteren Etagen und Wohnen in der neuen Dachetage entstanden. Die gelungene Verbindung von Alt und Neu werde durch eine dialogische Gestaltung mit Anpassung und Distanz geschaffen. Materialität und Formensprache fügten sich in das Viertel Holbeinstraße ein und belegen die Authentizität des Neuen. Die Aufstockung sei ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der wachsenden Stadt und zur Baukultur urbanen Wohnens.“
Zur Auszeichnung der Grundschule forum thomanum führte die Jury aus: „Mit dem Neubau der Grundschule und dem Umbau des einstigen Gemeindehauses der Lutherkirche zum Hort erhält das Forum Thomanum einen wichtigen Baustein, mit dem die erfolgreiche, durch bürgerschaftliches Engagement unterstützte Entwicklung des Bildungscampus im Bachviertel fortgesetzt wird. Beim Umbau des gründerzeitlichen, im Krieg stark beschädigten Gemeindehauses wurde erhalten, was sich erhalten ließ, und einfühlsam ergänzt, war ergänzt werden musste. (…) Der Neubau wahrt mit seinen klassisch-modernen Formen dagegen Eigenständigkeit gegenüber seinem Nachbarn, bildet aber mit ihm zugleich ein Ensemble. (…) Das in einem überschaubaren Kostenrahmen verwirklichte Projekt setzt Qualitätsmaßstäbe für neue Schulen und Kindertagesstätten – und damit für eine der wichtigsten Bauaufgaben in der wachsenden Stadt Leipzig.“
Der 2014 fertig gestellte Bürgerpark im Grünen Bogen Paunsdorf erhielt eine lobende Erwähnung. „Die schrittweise Realisierung des ‚Grünen Bogens‘ Paunsdorf ist ein beispielhaftes Projekt zur Wei-terentwicklung des städtischen Freiraumsystems von Leipzig“, betonte die Jury. „Mit dem Bürgerpark ist ein Abschnitt entstanden, der vor allem als Erholungsraum für die Einwohner der angrenzenden Wohnsiedlung konzipiert ist, jedoch gleichermaßen auch Funktionen des Naturschutzes erfüllt. In einer gelungenen Abfolge extensiver und intensiver Parkräume werden unterschiedliche Qualitäten und Potenziale angeboten, die eine große Nutzungsvielfalt ermöglichen. Dieses Ziel wird durch eine abgestufte Raumfolge unterstützt, die in einer rhythmischen Idee weite, offene Räume mit dichten, intimeren Sequenzen verknüpft.“ Als positiv hob die Jury auch die frühzeitige Einbeziehung der Anwohner in den Planungsprozess hervor.
Eine lobende Erwähnung gab es auch für das „Quartier an der Weißen Elster“, ein Wohn- und Geschäftshaus zwischen Nonnenstraße und Industriestraße. Nach Auffassung der Jury stellt es einen weiteren Baustein der beispielhaften Transformation von einem ehemaligen Industriestandort hin zu einem lebenswerten Quartier am Wasser mit einer attraktiven Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit dar, die sich seit den 1990er Jahren in Plagwitz entlang der Weißen Elster vollzieht. Das „Quartier an der Weißen Elster“ führe stadträumlich überzeugend nicht nur die Wegeverbindung am Ufer weiter, sondern biete durch seine mäandrierende Form auch neue Wege und Räume für das Quartier an.
Weitere Informationen: www.leipzig.de/architekturpreis